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Endlich ein neues Gebiss für mein Pferd! Teil II

Endlich ein neues Gebiss für mein Pferd! Teil II

Im 2. Teil geht es um die Beantwortung zweier von vielen ewig diskutierten Fragen: Doppelt oder einfach gebrochen? Loser Ring, Olivenkopf, D-Ring oder doch Schenkeltrense? Und wie steht Neue Schule dazu?

1. Doppelt oder einfach gebrochen?

Je nach Lage des Kopfes und Lage der Zügel verändert sich auch die Position des Gebisses im Maul. Das bedeutet für ein gutes Gebiss, dass es unabhängig von Zügel und Kopf immer angenehm für das Pferd sein sollte. Sobald der Zügel angenommen wird, rotiert das Gebiss (mit losem Ring/Wassertrense) um ca. 45°. Dabei zieht es sich Richtung Maulwinkel und Backenzähne und die Zunge wird komprimiert. Die Zunge fungiert dabei wie eine Art Polster und schützt den Unterkiefer.

In der Studie von E. Engelke und H. Gasse wurden die Auswirkungen von verschiedenen Gebissen im Pferdemaul getestet. Unter anderem wurden verschiedene doppelt gebrochene wie auch einfach gebrochene untersucht. Dabei ist ihnen aufgefallen, das je nach Windung des Gebisses entweder ein Ring oder das Mittelstück der höchste Punkt im Maul ist und dort jeweils Druck ausübt. Weiterhin haben sie bemerkt, dass ein zu großes einfach gebrochenes Gebiss bei Zügelaufnahme erheblichen Druck auf den Gaumen, aber auch seitlich auf die Zunge und den Unterkiefer ausübt.

Der ausgeübte Druck definiert sich dabei über die effektive Kontaktfläche des Gebisses. Bedeutet: umso größer die Auflagefläche des Gebisses ist, desto geringer ist der Druck.

Gebisse mit unregelmäßigen Strukturen, kantigen Übergängen oder abgewinkelten Gelenkösen bieten keine gleichmäßige Kontaktfläche und führen zu punktuellem Druck.

Generell lässt sich sagen, dass es bei doppelt gebrochenen Mundstücken einfacher ist eine gleichmäßige Auflagefläche zu schaffen. Einfach gebrochene Mundstücke bilden bei Zügelaufnahme ein Dreieck und üben Druck auf die seitlichen Zungenränder und Laden aus. Dabei entlasten sie die Zungenmitte, die aber druckunempfindlicher ist. Ein einfach gebrochenes Gebiss ist bei Pferden mit Narben auf der Zunge sinnvoll, da diese dann natürlich druckempfindlich sind.

Ein Mundstück bleibt noch und das scheint oft die letzte Lösung, wenn nichts anderes funktioniert hat: die Stange. Augenscheinlich bietet sie eine gleichmäßige Auflagefläche, da es keine Gelenkösen o.ä. gibt, aber sie ist unpräzise in der Hilfengebung. Einseitige Zügelhilfen sind nicht möglich, da die Hilfe mit auf die andere Seite übertragen wird. Und wieso funktioniert es dann bei Kandaren? Kandaren sind nicht für einseitige Hilfen sprich zum Lenken gedacht, sondern z.B. für Lektionen in der Versammlung.

Neue Schule Modelle mit losen Ringen

Die sechs doppelt gebrochenen Grundmodelle von Neue Schule (v.l.n.r.: Turtle Top, Turtle Tactio, Tranz Lozenge, Starter, Team Up, Verbindend)

Das sagt Neue Schule:

Neue Schule hat lediglich ein einfach gebrochenes Modell, das Demi Anky. Diese wurde anatomisch angepasst, in dem die Schenkel von den Lippen weggeschwungen sind und flach auslaufen. Das Gelenk ist asymmetrisch und schmiegt sich an die Zunge und an den Gaumen, um die sogenannte „Nussknackerwirkung“ zu umgehen. Alle anderen Modelle sind doppelt gebrochen, die sich in der Winkelung der Schenkel, der Gelenkösen und Mittelstücke unterscheiden. So hat das zum Beispiel „Starter“ ein flach eingesetztes Mittelstück und das „Team Up“ ein aufrechtes Mittelstück. Welches Mundstück am besten ist, hängt natürlich vom Pferd ab.

Einfach gebrochenes Gebiss von Neue Schule Das Demi Anky ist das einzige einfach gebrochene Gebiss von Neue Schule

2. Wassertrense, Olivenkopf oder Schenkeltrense?

Nachdem man sich endlich für ein Mundstück entschieden hat, folgt die nächste schwere Entscheidung. Welche Ringform wähle ich? Und hier ist die Auswahl noch größer:

1. Wassertrense

Oder auch Gebiss mit losen Ringen. Diese Ringform ist die mildeste und sollte immer zuerst in Betracht gezogen werden. Denn der Ring gleitet bei Veränderung der Kopf- oder Zügelposition durch das Gebiss und verändert so die Lage des Gebisses auf der Zunge nicht. Dadurch kommen z.B. falsche Signale nicht unmittelbar an und können leichter verziehen werden. Somit nehmen die meisten Pferde die losen Ringe am besten an und sie empfehlen sich für das alltägliche Training (im Amateurbereich).

2. Fixed Cheeks

Das ist der englische Begriff für alle Gebisse mit starren Ringen. Darunter fallen Olivenkopf-, D-Ring- und Schenkeltrensen. Bei ihnen gleiten die Ringe nicht durch eine Öse, sondern sind fest mit dem Mundstück verbunden. Sie wirken etwas starrer und nicht ganz so flexibel. Sie können aber zum Beispiel bei jungen Pferden, die noch Balanceprobleme haben, hilfreich sein. Auch beim Springen, wo man oft engere Wendungen reiten muss, geben sie eine seitliche Unterstützung/Begrenzung.

Fixed Cheek Gebisse von Neue Schule

v.l.n.r.: Tranz Lozenge mit D-Ring, Tranz Lozenge mit Olivenkopf und Turtle Top als Schenkeltrense

3. Hebeltrensen

Ein eher negativ behafteter Begriff und doch können auch diese Gebisse sinnvoll eingesetzt werden. Hebel bedeutet in der Physik, dass es einen langen und einen kurzen Arm gibt und dazwischen ein Drehpunkt, welcher bei Gebissen immer das Mundstück ist. Bei Zügelaufnahme übertragen sie einen leichten pulsartigen Druck auf das Genick. Der Zügel setzt am längeren Arm an und bewirkt eine Gegenkraft am kürzeren Arm. Bei einem Beval oder der 3-Ring-Trense gibt es keinen fixen Drehpunkt, da das Mundstück an losen Ringen befestigt ist. Beim Baucher gibt es keinen Gegenarm. Somit zählen das Pelham und die Kandare zu den echten Hebelgebissen.

Ihr Einsatzgebiet ist vielfältig, so dass man sie in der hohen Dressur, in der barocken Reiterei oder auch beim Springen sieht. Durch die zusätzlichen Kommunikationspunkte im Genick und am Kinn, wenn eine Kinnkette benutzt wird, werden die Anforderungen erhöht. Die Signale werden viel schneller übertragen und das kann sich ein fortgeschrittener Reiter zu Nutze machen.

Und kommt nun wirklich so viel Druck durch den Hebel an, welcher dem Pferd schaden kann? Neueste Berechnungen haben ergeben, dass nie mehr als die Hälfte der Zügelkraft auf das Genick übertragen wird. Und das liegt an der Kraftverteilung, denn nun muss nicht mehr nur das Maul die Kraft aufnehmen, sondern sie kann sich auf zwei zusätzliche Punkte verteilen.

Hebelgebisse

Hebelgebisse oder doch nicht? Eigentlich ist von diesen dreien nur das Pelham ein echtes Hebelgebiss.

Da hinter diesem Thema eine Menge Physik und Berechnungen stecken und dies alles aufzuführen den Rahmen sprengen würde, empfehlen wir euch die Artikel von Christina Krajewski im Reiterjournal: http://neueschulebits.de/InfoDownload.html

Das sagt Neue Schule:

Neue Schule hat 7 verschiedene Mundstücke entwickelt und diese alle mit losen Ringen ausgestattet. Nur ganz bestimmte Modelle gibt es mit Fixed Cheeks oder als Hebelgebisse und das hat auch seinen Grund: Das „Starter“ ist ein ganz mildes Gebiss und für die Ausbildung junger Pferde gedacht, so dass diese zunächst Vertrauen zu einem Gebiss bekommen können.Eine Kombination mit Fixed Cheeks würde da die Wirkung verfehlen.

Seid gespannt auf Teil III

Nun haben wir euch hoffentlich schon mal ein bisschen Licht ins Dunkle bringen können und euch die Gebisslehre ein wenig näherbringen können. Jedoch wird auch deutlich, dass die Gebissanpassung ein komplexer Prozess ist und man sehr individuell vorgehen sollte. An aller erster Stelle steht immer das Pferd, welches das Gebiss mögen muss. Aber auch der Reiter muss dem Gebiss gewachsen sein.

In Teil III wird es um die verwendeten Materialien und um die Dicke des Gebisses gehen, also seid gespannt… 😉

Ihr wollt nicht auf die nächsten Teile der Reihe warten und jetzt schon ein Gebiss probieren? Kein Problem! Hier gelangt ihr zur Gebissberatung, in der wir euch eine umfassende Beratung bieten und ihr auch die Möglichkeit habt Gebisse zu testen!

Quellen

Krajewski, Christina. Neue Schule Bits

Engelke, Dr. E. und Gasse, Prof. Dr.H. (2002): Zur Lage unterschiedlicher Trensengebisse im Pferdemaul. Tierärztliche Hochschule Hannover. Pferdeheilkunde 18.

Reiterjournal Baden-Württemberg (2015). Autor: Christina Krajewski

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